Scharbockskraut essbar? Inhaltsstoffe und Wirkung

Scharbockskraut der Retter in der Not?

Scharbockskraut der Seenotretter

Der Name Scharbock des früh im Jahr blühenden Krautes geht auf eine Seefahrerkrankheit im Mittelalter zurück, dem Skorbut. Die Seeleute litten damals infolge der schlechten Ernährung auf einer langen Seefahrt häufig an Vitamin C Mangel, der Ursache für diese Krankheit. Manche erlitten einen qualvollen Tod. Das Skorbut-Kraut galt als Retter in der Not. Es enthält reichlich Vitamin C und wurde als Heilkraut gegen Skorbut verwendet.

Gerade im Frühjahr ist es eines der ersten Kräuter, deren grüne Blätter nach dem Winter erscheinen. Im Mittelalter war es dann als früher Vitamin C Lieferant das Mittel der Wahl.

Mit der heute üblichen Ernährung gehören diese Zeiten jedoch der Vergangenheit an. Die Vitamin C Versorgung ist viel besser gewährleistet als damals.

Die Pflanze gilt heute als in allen Teilen giftig. Ihre Blätter können jedoch vor der Blüte in kleinen Mengen zu Speisen wie Salate u.a. genutzt werden. Sobald sie anfängt zu blühen steigert sich der Anteil der giftigen Inhaltsstoffe und vom Verzehr ist abzuraten. Siehe dazu weiter unten „Scharbockskraut essbar?“ und „Wirkung“.

Verwechslung möglich

Mit Giftpflanzen und zwar

Winterling (Eranthis hyemalis)
Gewöhnliche Haselwurz (Asarum europaeum).

Mit anderen essbaren Pflanzen

Gundermann (Glechoma hederacea)
Knoblauchsrauke (Alliaria petiolata)
Veilchen (Viola)
Wechselblättriges Milzkraut (Chrysosplenium alternifolium), schmeckt bitter

Die Verwechslung ist leichter möglich, da die Blätter vor der Blütezeit gesammelt werden.

Scharbockskraut Blütezeit

Von März bis Mai ist die Blütezeit

Die Blüten sind 2 bis 3 cm groß mit 8-12 gelb glänzenden Blütenblättern.

An dieser auffälligen Blüte wäre es leicht zu erkennen. Die Scharbockskraut Blätter werden jedoch gesammelt solange es noch nicht begonnen hat zu blühen. So ist es notwendig es an seinen Blättern zu erkennen. Hilfreich dabei ist auch seinen Standort zu kennen.

Sammelzeit

März bis April werden die Blätter gesammelt

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Scharbockskraut Blätter
Scharbockskraut Blätter

Scharbockskraut Blätter

Die Blätter erscheinen frühzeitig im Jahr und vor der Blütezeit sind sie ein wichtiges Erkennungsmerkmal.
Die Blätter sind ganzrandig und teilweise schwach gezähnt. Sie sind lang gestielt und sind rundlich bis herzförmig.

Die Oberseite seiner Blätter ist glänzend dunkelgrün. Es wächst sehr flach mit einer Höhe von 5 cm bis 20 cm und breitet sich teppichartig aus.

Im Vergleich Haselwurz Scharbockskraut
Das Scharbockskraut ist unbehaart im Gegensatz zur an allen Pflanzenteilen behaarten giftigen Haselwurz.

Standort und Verbreitung
Beinahe in gesamt Europa bis ungefähr 1800 m Höhe ist es zu finden. Gerne wächst es auf Wiesen und in lichten Laubwäldern. Feuchte Böden bevorzugt es.

Scharbockskraut essbar?

Ja teilweise, mit Einschränkungen kann man es essen und in der Küche verwenden. Es kommt auf den Zeitpunkt an.

Scharbockskraut Blätter vor der Blüte

Bevor die Pflanze anfängt zu blühen können die frischen Blätter in nicht zu großen Mengen für Salate, Kräutermischungen, Quark usw. genutzt werden. Die Blätter schmecken leicht sauer-scharf und haben einen würzigen Charakter.
Dies ändert sich sobald die Blüte einsetzt, dann soll man die Blätter nicht mehr essen. Die Pflanze reichert sich ab diesem Zeitpunkt mit Protoanemonin an. Der Geschmack wird scharf und sie ist dann für den Menschen giftig.
Dies ist ein Giftstoff der in allen Hahnenfußgewächsen vorkommt und äußerlich Schleimhautreizungen hervorrufen kann. Innerlich aufgenommen beeinflusst es da das Nervensystem.

Im Frühjahr werden seine Blätter vor der Blüte wegen des würzigen Geschmackes gerne in der Küche genutzt. Insbesondere für folgende Speisen

Neun-Kräuter-Suppe
Frühlingssalat
Kartoffelsalat
Grüne Smoothies

Scharbockskraut Knöllchen nach der Blüte

Während die Blüten giftig sind, schmecken nach der Blüte die Knöllchen (siehe Beschreibung) gekocht mehlig-mild und sind voller Vitamine. (1)

Durch Trocknen kann den Pflanzenteilen Giftigkeit entzogen werden, das Protoanemonin zerfällt dadurch in Anemonin und Anemoninsäure. (2)
Protoanemonin zerfällt ebenso beim Erhitzen zu Anemonin. (3)

Inhaltsstoffe

Vitamin C, Anemonin, Protoanemonin, Saponine, Gerbstoffe.

Zu früheren Zeiten war Scharbockskraut nach dem Winter eine der ersten verfügbaren Vitamin C Quellen und half einen Mangel daran auszugleichen.
Heutzutage haben wir viel mehr Möglichkeiten Vitamin C zu uns zu nehmen.
Das zeigt ein Vergleich
wieviel mg Vitamin C sind ungefähr in 100 g enthalten

Scharbockskraut 131 mg
Rosenkohl 110 mg
Brokkoli 114 mg
Roter Paprika 140 mg
Große Brennnessel 333 mg
Orange 50 mg
Acerolakirsche 1700 mg
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt für Erwachsene 95 – 110 mg Vitamin C Zufuhr am Tag.

Scharbockskraut Wirkung

Es versorgt mit Vitamin C, welches ein lebenswichtiges Vitamin ist und antioxidative Wirkungen besitzt.

In der Volksmedizin wurden ihm folgende Eigenschaften zugewiesen
  • Blutreinigend (Tee)
  • Vertreibt die Frühjahrsmüdigkeit
  • Gegen Hautunreinheiten (Tee)
  • Gegen Hämorrhoiden (Sitzbad)
  • Gegen Warzen (Saft aus den Wurzelknöllchen)

Von der Kommission E liegt keine Monographie vor und es wird ihm weder aus wissenschaftlicher noch noch aus Sicht der Erfahrungsheilkunde eine medizinische Anwendung zuerkannt.

Es ist daher keine klassische Heilpflanze, sondern im Frühjahr eine würzige Zutat zu Speisen wie Frühlingssalate, Kartoffelsalat und andere.

Nebenwirkungen
Das enthaltene Protoanemonin kann zu Vergiftungserscheinungen führen, wie Übelkeit, Erbrechen und Durchfall oder Schleimhautreizungen. Daher sollte das Kraut ab der Blüte nicht mehr verzehrt werden.

Als Heilpflanze auch Feigwurz genannt

Früher fand die Pflanze in der Heilkunde Anwendung.
Im Mittelalter war die Signaturenlehre weit verbreitet. Z.B. Paracelsus gehörte zu deren Vertreter.
Die Wurzelknöllchen ähneln Feigwarzen. Entsprechend ihrem Aussehen und der Signaturenlehre setzte man das Kraut für die Behandlung von Feigwarzen und Hämorrhoiden ein. Auf diese Verwendung geht der ebenfalls gebräuchliche Name Feigwurz zurück.

Anwendungen

Wie oben unter Wirkung beschrieben, findet es heute keine heilkundige Anwendung mehr.

Anwendung bei Hämorrhoiden
Diese wurde mit der oben genannten mittelalterlichen Signaturenlehre begründet.
Es ist eine frühere Rezeptur zu finden:

Das getrocknete Kraut ca. 10 Minuten kochen.
Den Sud mit einem Umschlag aufsaugen.
Dieser wird auf die entsprechenden Regionen aufgelegt.
Zwei Wochen lang einmal am Morgen und einmal am Abend durchführen.

Für die Anwendung bei Hämorrhoiden werden heute andere Kräuter bevorzugt, wie u.a. Beinwell, Hamamelis, Johanniskraut oder Kamille.

In der Volksmedizin gab es auch die Anwendung für Kuren zur Blutreinigung sowie bei chronischen Hautleiden und bei Warzen.

Scharbockskraut gegen Warzen
Es ist aus alten Zeiten überliefert der scharfen Saft der Wurzel solle die Warzen wegbrennen.
Gegen Warzen werden heute u.a. Fußblatt und Schöllkraut genutzt, welches auch Warzenkraut genannt wird.

Scharbockskraut zur Blutreinigung
In der Volksmedizin vertrieb es die Frühjahrsmüdigkeit und es galt blutreinigend.
Zur Entgiftung werden heute gerne die Brennnessel, Große Klette und der Löwenzahn verwendet.

Die Heilpflanze in der Vergangenheit

Im 1. Jahrhundert beschreibt Dioskurides die Wirkung des Scharbockkrautes mit „Die zu Saft verarbeiteten Wurzeln sind mit Honig in die Nase gebracht gut dienlich zur Reinigung des Kopfes“. Er nennt es kleines Chelidonion.

Im 16. Jahrhundert nennt der deutsche Mediziner Leonhart Fuchs es Feigwarzenkraut. Die Kraft und Wirkung schildert er folgendermaßen:
„Der Saft aus der Wurzel mit Honig vermischt und in die Nase getan reinigt das Haupt. Dergleichen tut auch das Kraut mit der Wurzel in Wein gesotten. Honig darunter vermischt und gegurgelt.“
Er nennt als Namen kleines Chelidonion, Chelidonion minus oder kleines Schöllkraut.

Zur der damaligen Zeit bildeten sich Sagen um die Knöllchen des Scharbockskrautes.

Knöllchen Scharbockskraut

Die Knöllchen bilden sich in den Achseln der Stängelblätter. Genau genommen heißen sie Brutknöllchen, Fruchtknöllchen oder Bulbillen. Sie dienen der vegetativen Vermehrung der Pflanze. Obwohl die Blüten des Krautes auffallen, vermehrt es sich wenig über Samen, sondern über die Knöllchen und seine Wurzelknollen.

Die Fruchtknöllchen sind etwa so groß wie ein Weizenkorn und fallen im Mai von der Pflanze ab. Bleiben über Winter auf der Erde liegen und wachsen im kommenden Frühjahr zu neuen Pflanzen heran.

Bei einem Regenguss werden die einem Getreidekorn ähnelnden Knöllchen ausgeschwemmt und sammeln sich auf der Erde. Früher glaubten die Menschen, wenn sie die Knöllchen fanden, es hätte Getreide vom Himmel geregnet. Sie nannten diese deshalb Himmelsgerste, Himmelsbrot oder himmlisches Manna.

Sie können auch in der Küche verwendet werden.

Mythos

Am 21. März zur Tag- und Nachtgleiche oder beim ersten Frühlingsvollmond wurde früher das Fest der Göttin Ostara gefeiert. Der kalte und dunkle Winter geht. Die Erde wird wiedergeboren und die Natur beginnt aufzuerstehen.
Zu dieser Zeit sammelten unsere Vorfahren Kräuter für eine Neun-Kräuter-Suppe. Diese sollte die erneuernde Kraft des Vegetationsbeginns übertragen und die Frühjahrsmüdigkeit vertreiben.
Zu den magischen 9 Kräutern dieser Suppe gehörten das Scharbockskraut und weitere Kräuter wie beispielsweise
Bärlauch, Brennnessel, Gänseblümchen, Gundermann, Löwenzahn, Spitzwegerich, Schafgarbe, Sauerampfer, Schlüsselblumenblätter und -blüten, Taubnessel, Veilchenblätter und -blüten, Vogelmiere und weißes Labkraut.

Als Zierpflanze

Auf Rasenflächen sowie unter großen Bäumen und Sträuchern gibt es als Zierpflanze ein schönes Bild. Im Frühjahr sorgt es für auffallende gelbe Farbtupfer und stellt einen wunderbaren Blickfang dar.
Als Standort kommen sonnige bis schattige Plätze in Frage. Bei einem durchlässigen und lockeren Boden fühlt es sich wohl. Es hat eine Winterhärte bis -15°C und benötigt daher keinen Winterschutz.
Ab Juni oder Juli ist vom Scharbockskraut nichts mehr zu sehen. Als Geophyt zieht es sich zurück in die Erde. Ungefähr 50 verschiedene Arten sind bekannt.
Es ist außer bei Frost ganzjährig pflanzbar und in Baumschulen kann man Scharbockskraut kaufen*.

Namen und Bezeichnungen

Wie oben geschildert geht der Name auf die Krankheit Skorbut zurück und gab der Pflanze den Namen Scharbockskraut (Skorbut-Kraut).

Weitere Namen sind

Bettlerkraut, Butterblume, Butterschmirgel, Erdgerste, Feigwarzenkraut, Feigwurz, Fiegwurz, Frühlingssalat, Frühlings-Scharbockskraut, Frühsalat, Gichtblatt, Glitzerli, Goldstrenblume, Hänkelzelat, Himmelbrot, Himmelsgerste, Marienkraut, Mäusebrod, Schmalzblatt, Schmalzblume, Schorbock, Spiegelblume, Sternblümle, Sternli, wildes Löffelkraut, Zigeunerkraut

Wissenschaftlich (Lateinischer Name):
Ficaria verna, auch Ranunculus ficaria L.
Aus der Familie Ranunculaceae – Hahnenfußgewächse

Der wissenschaftliche Name Ficaria geht auf das Lateinische zurück: Ficus auf Deutsch Feige. Dieser Name weist auf das Aussehen der Wurzeln des Krautes hin, die an die Form von Feigen erinnern.

Englisch: lesser celandine, fig buttercup
Französisch: ficaire, ficaire fausse-renoncule, bouton d'or, herbe au fic, herbe aux hémorroïdes, petite Chélidoine

Häufiger Schreibfehler:
Schabockskraut

Fazit

Im Mittelalter war das Scharbockskraut ein bedeutendes Heilmittel bei Skorbut. Heutzutage ist unsere Versorgung mit Vitamin C viel besser und das Kraut hat keine heilkundliche Bedeutung mehr.
Als eine der ersten Grünpflanzen im Frühjahr ist es in der Küche noch heute eine würzige Zutat für Frühjahrsgerichte. Sobald es jedoch anfängt zu blühen wird es auch dort nicht mehr in Form von frischen Blättern verwendet.

Zeichnung Scharbockskraut - Ficaria verna, auch Ranunculus ficaria L.
Zeichnung Scharbockskraut - Ficaria verna, auch Ranunculus ficaria L.

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Scharbockskraut Ficaria verna oder auch Ranunculus ficaria L essbar?

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Quellen:
(1) Praxis-Lehrbuch Heilpflanzenkunde: Grundlagen - Anwendung – Therapie, Ursel Bühring
(2) Pschyrembel Online, https://www.pschyrembel.de/Protoanemonin/H0BT5 abgerufen am 05.05.2023
(3) Justus-Liebig-Universität Gießen, http://fb08heilpflanze.bot1.bio.uni-giessen.de/zeigeInhaltstoffDetails?i_id=441 abgerufen am 05.05.2023

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