Geiselnahme auf der Rietburg

Überfall auf die welfische Königin Elisabeth

Geiselnahme durch Hermann von Riet


Hermann von Riet hatte die Burgherrschaft von Konrad II. übernommen und gehörte in dem entstandenen Konflikt zwischen Staufern und Welfen zu den Staufergetreuen. Im Jahr 1255 war die welfische Königin Elisabeth von Braunschweig in Begleitung von Reichsjustitiar Graf Adolf von Waldeck auf dem Weg von Worms zur Burg Trifels. Auf diesem Weg überfiel Hermann von Riet bei Edesheim die Königin und hielt sie auf der Rietburg oberhalb von Rhodt gefangen. Regionale Fürsten und Städte kommen der Königin Elisabeth, Gattin des deutschen Königs Wilhelm, zu Hilfe und erzwingen deren Freiheit und Herausgabe.
Durch diese wohl politisch bedingte Raubrittertat verlor Hermann von Riet zwar die Burg, kam aber aufgrund der Freilassung der Königin mit dem Leben davon. Die Rietburg wird zur Reichsburg erklärt und unterstand dann direkt dem König.

Gedicht über die Geiselnahme

Diese Geschehnisse und die Raubrittertat des Hermann von Riet wurden in bildhafter Sprache von Fr. Otte in einem Gedicht festgehalten:

Rietburg
Von
Fr. Otte.

I.

Aus der alten Worms am Rheine
Reitet Hollands Königin,
An des treuen Dieners Seite
Nach dem Schlosse Trifels hin.

Frühling ist´s; der Himmel glänzet
Sonnenhell und dunkelblau,
Muntre Vogellieder klingen
Und mit Blühten prangt die Au.

Selig ist die junge Fürstin
Aufgewacht zu neuer Lust;
Gold´ne Frühlingsträume tauchen
Wenig auf in ihrer Brust.

Lässig, ihrer Hand entsunken,
hängt herab des Rößlein´s Zaum,
Und ihr Auge haftet trunken
An der blauen Berge Saum:

„Seid gegrüßt, ihr lieben Berge,
Von dem Morgenstrahl erhellt!
Sey gegrüßt, du wunderbare,
Langgeschmückte Zauberwelt!

„Seid gegrüßt, ihr hellen Schlößlein,
An des Hügels grünem Rand,
Dessen Fuß die dunkle Föhre
Und der Eichenwald umspannt.

„Weg, ihr düstern Haidebilder,
Hollands Meerestrand und Dün´!
Schöner lebt´s sich hier am Rheine,
In der Pfalz so frisch und grün.“

Ruft die Fürstin und von ferne
Winket ihr der Trifels schon;
Nein, so selig war sie nimmer
Auf dem stolzen Königsthron.

Sieh, da lugt die Rietburg nieder,
Dumpf und düster wie ein Grab!
Weh, von ihrer dunklen Warte
Späht der grimme Feind herab.

II.

Niderrasselt Kett´ und Brücke,
Aufgesprungen ist das Thor,
Aus des Schlosses finst´rem Raume
Stürmt ein Söldnerhaufe vor.

Hohn auf ihren blassen Lippen,
Blankes Schwert in brauner Faust!
An der Spitze ragt Graf Hermann,
Der im Schlosse droben haus´t.

Wilden Muthes stürzen Alle
Auf die Königin sich dar,
Reißen ihr die gold´ne Krone
Aus dem braunen Lockenhaar.

Einer faßt das Roß am Zügel,
Zerrt den Teppich ihm vom Leib,
Und ein andrer aus dem Bügel
Reißt das edle Königsweib.

Mag sie jammern, mag sie flehen,
Eisern ist des Grafen Brust!
Weh, schon liegt sie in dem Thurme,
Leichenblaß, sich unbewußt. –

Jubel nun und wilde Freude
In des Schlosses düstrem Bann,
Denn ein Weib ist ihre Beute,
Das das Schwert nicht führen kann.

Wilde Knechte, blasse Zecher
Feiern froh das Siegesmahl,
Und Graf Hermann schwingt den Becher,
Trunken hebt er sich im Saal:

„Plagt dich, König, Langeweile?
Hol´ dein Weib, noch ist es Zeit!
Darfst mir grollen, doch vor Allem
Sey das Lösegeld bereit!“

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III.

Finster ist die Nacht und stille,Droben hoch kein Sternlein wacht;
Horch, da wird es plötzlich rege
Und zum Tag erbleicht die Nacht.

Schwerter, Helme, Hellebarten
Tauchen aus dem Dunkel auf,
Und von hüben und von drüben
Zieht heran manch´ rüst´ger Hauf.

´s sind die wackern deutschen Männer
Dort aus Worms der alten Stadt;
Heute gilt´s dem schlimmen Grafen,
Der das Recht verletzet hat.

Seht, die Fackeln sind geschwungen,
Roth und blutig ist der Rhein!
Und die grausen Flammenzungen
Lecken schon am alten Stein.

Thurm und Giebel rollen nieder,
Nieder sinkt das stolze Schloß,
Und in Ketten vor den Siegern
Liegt Graf Hermann und sein Roß.

Aus des tiefstem Thurmes Grunde
Steigt die Königin herfür,
Starr, mit rothgeweinten Augen
Und beraubt der Krone Zier.

Aber trunken sinkt sie nieder
An der Retter treue Brust,
Und ihr Herz schlägt freudig wieder,
Und ihr Blick strahlt neue Lust:

„Dank euch, dank euch, wack´re Männer,
Die ihr Schutz dem Fremdling beut,
Wenn der Feind im Hinterhalte
Mit dem Schwerte ihn bedreut!

„Ew´ger Segen eurem Lande,
Euren Feldern, euren Au´n;
Ew´ger Segen euren Hütten,
Euren Kindern, euren Frau´n;

„Nimmer soll uns Zwiespalt scheiden!
Und der Rheinstrom sey das Band,
Das euch unzertrennlich eine,
Deutsches Land und Niederland!“

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Stand 13.10.2012

Geiselnahme auf der Rietburg - Überfall auf die welfische Königin Elisabeth

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